Dicke Wolken am Himmel und gelegentliche Regentropfen begleiteten uns auf der landschaftlich schönen Strecke über Gheorgheni, den Lacul Rosu, durch die Schlucht nach Bicaz am Stausee entlang bis kurz vor Vatra Dornei.
Am Lacul Rosu (Roter See) ragen aus dem Wasser Baumstämme und Äste, ein Weg führt um den See herum, man kann Boote mieten und es gibt Hotels und viele Pensionen. Der See und die Klamm sind Teil eines Nationalparks, nicht nur im Sommer herrscht hier reger Betrieb.
Die 6 km lange Bicaz-Klamm verbindet Siebenbürgen mit der Provinz Moldau. Die schroffen Felswände ragen hier ganz nahe an der Straße 150-300m hoch auf. Über 150 Kletterrouten ziehen neben den Autotouristen auch die Sportler an, das Wandergebiet des Cealhau-Massivs ist nicht weit.
Auf der engen Strasse war ziemlich viel Verkehr, bei den Felsüberhängen musste man mit unserem 3,30m hohen Wohnmobil ganz schön aufpassen, dass man nicht irgendwo hängenbleibt.
Imker bieten an der Strasse ihren Honig an, selbstgemachte Marmeladen und Säfte werden verkauft, bei den vielen Touristen scheint es sich zu lohnen. Wir haben auch zugeschlagen!
Dann haben wir uns noch eine ganz schlechte Strasse "ausgesucht", so haben wir dann an diesem Tag für 250 km fast sieben Stunden gebraucht, Rekord! Entschädigt wurden wir aber durch die tolle Landschaft.
Lange fuhren wir am Fluß Bistrita entlang. Immer wieder gab es Hängebrücken, die das rechte Flußufer mit dem linken verbanden, mal das Dorf mit der Strasse oder die Weiden mit dem Dorf oder das Dorf mit einzelnen Gehöften. Manche waren in keinem sehr vertrauenerweckenden Zustand und sehr, sehr schmal, wahrscheinlich werden sie schon lange nicht mehr benutzt. Uns hat diese Fahrt sehr gut gefallen, alles strahlt eine unglaubliche Ruhe aus.
Es war schon ziemlich spät als wir nach der schönen und anstrengenden Fahrt unser Nachtlager auf der großen Campingwiese der Pension Doru Muntelui in Cozanesti aufschlugen. Entgegen der angekündigten schlechten Schotterstrasse erwartete uns ein perfekt asphaltierter Weg. Sehr freundliche Inhaber, Dusche und WC im Haus (haben wir nicht genutzt) und eine komplette Infrastruktur mit Strom, Ver-und Entsorgung.
Glücklicherweise hörte der starke Regen, der die ganze Nacht auf unser Dach getrommelt hat, am Morgen auf, so dass wir eine herrliche Fahrt nach Fundu Moldavei hatten zum CP "De Vuurplaats" (die Feuerstelle). Auch hier gibt es für die Campinggäste auf Wunsch ein gemeinsames Abendessen, einen Table d´Hôte, den wir gerne nutzten (Melone mit Schinken, Rindergulasch und Erdbeeren/Rhabarber mit Joghurt). Darüberhinaus organisieren John und Engeline, das niederländische Betreiberpaar, auch Wanderungen und Ausflüge in die Umgebung.
Wie man an den Namen der von uns besuchten Campingplätze bereits sieht, sind sehr viele von ihnen noch unter niederländischer Leitung, bzw. wurden von Niederländern gegründet. Nach dem Ende des Ceausescu-Regimes erfolgten u.a. auch von Holland aus Hilfstransporte nach Rumänien. Da keinerlei Infrastruktur zum Übernachten zur Verfügung stand, wurde sie eben geschaffen. Aus der Wiese mit Plumsklo entwickelte sich bis heute ein comfortabler Campingplatz. Auch die Betreiber sind zum Teil geblieben und haben sich dauerhaft oder saisonal niedergelassen. Auf diesen Plätzen haben wir uns immer besonders wohl gefühlt, wozu die gepflegten und sauberen Anlagen genauso beitrugen wie die außergewöhnliche Herzlichkeit und Freundlichkeit der Menschen.
Nach einem trüben Tag auf dem schönen CP besserte sich das Wetter und John nahm uns alle mit auf eine Fahrt im Pferdefuhrwerk zu einer Alm. Bei angenehmen 20°C kam dann sogar noch die Sonne heraus und es wurde eine wunderbare Tour mit zum Teil herrlichen Ausblicken auf die nördlichen Karpaten. An manchen steilen Stellen hat sich Stella, unser Zugpferd, ganz schön anstrengen müssen.
Oben angekommen gab es eine deftige Brotzeit mit verschiedenen Käsesorten, Bier und Bauernsalat. Alle haben die Stille, die schöne Landschaft und das Essen genossen.
Hier ein paar Bilder
Am Sonntag den 28.Juni besuchten wir mit John im Nachbarort den orthodoxen Gottesdienst, der ca. 6 Stunden dauert, aber kein Besucher bleibt so lange, es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Insbesondere die Frauen rutschen auf Knien zu den Ikonen und küssen sie inbrünstig. In einem Vorraum werden die "Geschäfte" abgewickelt, Scheine verschwinden in einem Buch, im Gottesdienst wird dann der Name des Spenders vorgelesen und der Segen erteilt. Auch John hat für jeden von uns einen Schein in das Buch gesteckt.
Ein Großteil der Liturgie findet hinter einer Wand statt, der Pope tritt nur von Zeit zu Zeit hervor.
Die vielen Frauen, die den Gottesdienst besuchen, sind auffallend gut gekleidet; schicke Kostüme, Pumps, elegante Kleider mit Spitze besetzt, hier gibt es noch das "Sonntagsgwand". Vor allem ältere Frauen tragen Kopftuch.
Anschließend ging es zu Fuß 4 km zum Kloster Orata.
Hier nahmen wir zusammen mit der Gemeinde an einem Leichenschmaus teil, der je nach Status und Geldbeutel mehr oder weniger üppig ausfällt. An langen Tischen war bereits gedeckt, es gab Gemüsesuppe, Kartoffelsalat, Graupentorte und Kaffee.
Während alle anderen bereits auf dem Heimweg waren, wurden John und ich von den Nonnen dann noch zu deren Mittagessen eingeladen (Fisch) und mit einer englischsprechenden jungen Nonne konnte ich mich anschließend noch ein wenig unterhalten. Die acht Nonnen finanzieren ihren Lebensunterhalt mit Land- und Forstwirtschaft und betreiben ein kleines Sägewerk. Während der Arbeit sind sie weltlich gekleidet mit T-Shirt und Jeans bzw. Shorts im Sommer, sagt John.
Die Bemalung der Klosterkirche stammt übrigens von einem damals erst 15-jährigen Gemeindemitglied.
Am Montag starteten wir dann schon recht früh zu unserer Tour zu den bemalten Klöstern der Bukovina. Diese Moldauklöster, wie sie auch genannt werden, sind erst wieder nach der Wende aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt worden und 1993 wurden sieben von ihnen zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt, Sucevita folgte dann 2010.
Unser Reiseführer "Rumänien" von Diana Stanescu schreibt dazu:
"Sie gehören zum schönsten, was das Reiseland Rumänien zu bieten hat........Eine schwindelerregende Detailfülle tut sich da auf, minutiös und mit höchster Kunstfertigkeit von lokalen Malern ausgeführt: Bibelszenen und Kampfdarstellungen, Himmel und Hölle, Sünder und Heilige, Propheten und Philosophen, Krieger und Märtyrer. Es ist eine "Bibel der Armen", die sich da entfaltet und die das einfache Volk bilden und erziehen sollte. Man kann sich gut vorstellen, dass die Gläubigen, die nicht alle in die kleinen Kirchen passten und oft weder lesen noch schreiben konnten, während der langen Gottesdienste immer neue Details entdeckten."
Erbaut wurden sie vor allem von Stefan dem Großen (1433-1504), einem der großen Fürsten der Moldau.
Die Kirchen sind im wesentlichen gleich aufgebaut: ein längliches Schiff mit einem Satteldach und Türmchen über dem Hauptraum, der sich wiederum in Vorraum, Hauptraum und Altarraum gliedert.
Auch die bunten Fresken folgen einem Schema:
Die Westwand mit der Darstellung des jüngsten Gerichts, die Südwand mit einem Loblied auf die Heilige Maria, mit deren Hilfe 626 die Befreiung Konstantinopel gelang, die Nordseite bedecken Szenen aus der Genesis, sowie eine Himmels-und Tugendleiter und auf der Ostseite tummeln sich Engel, Apostel, Märtyrer etc..
Auch innen sind die Klöster bemalt, z.B. mit grausigen Folterszenen der Märtyrer.
Die Farben aus pflanzlichen Stoffen und Mineralien trotzen seit rund fünf Jahrhunderten Wind und Wetter.
Unser erstes Kloster war Moldovita.
Man betritt die Klosteranlage durch einen Wehrturm in den 5 m dicken Außenmauern und kommt in einen hübschen Garten, in dem auch die Wohnhäuser etc. der Nonnen stehen, die seit 1935 wieder hier wohnen.
Das Prunkstück der Außenfresken ist die Eroberung Konstantinopels, die hier besonders schön dargestellt ist.
Auf der Fahrt zum Kloster Sucevita besuchten wir noch die Künstlerin Lucia Condrea in ihrem Museum für bemalte Eier. Ihr Mann, der leider kaum englisch sprach, hat uns die ca. 5.000 handbemalten Eier gezeigt. Für ein Straußenei, das mit traditionellen Mustern filigranst bemalt wird, werden bis zu € 2.000 bezahlt. Wir haben uns auch ein Ei gekauft, das künstlerisch nicht ganz so wertvoll ist, aber auch sehr schön.
Der Weg zum Kloster Sucevita führt uns über den 1.109 m hohen Ciumarma-Pass und ist landschaftlich mit den saftigen Wiesen und den Wäldern umgeben von den Hügeln der Bukowina wieder einmal sehr schön.
Oben am Pass werden herrliche Steinpilze verkauft, unser Abendessen ist gesichert! Auch ein paar weitere bemalte Eier wechseln den Besitzer.
Die Außenfresken des Klosters Sucevita sind von allen Klöstern in der Bukowina am besten erhalten, sie sind auch noch vergleichsweise "jung", die Kirche wurde 1582-1584 erbaut. Auch hier ist die Klosteranlage wieder von hohen Mauern umgeben und liegt inmitten eines grünen Garten.
Leider war es bei unseren beiden Klosterbesuchen meist recht trüb, so dass wir die Farben nicht in der Sonne leuchten sahen. Bei Sonnenschein ist der Eindruck bestimmt noch um einiges besser.
Hier noch ein paar Bilder von unserer Fahrt durch die Bukowina zurück zum CP. Hier wurden wir noch von einer unvermittelt die Strasse kreuzenden Pferdeherde ausgebremst.
Am Klostereingang kauften wir einer alten Frau, die dabei unablässig mit ihrem Smartphone telefonierte, noch ein paar Himbeeren ab, die es nach den Steinpilznudeln als Dessert gab. Die Steinpilze und die Himbeeren waren hervorragend.